In der Zwischenkriegszeit gingen sie zu Hunderten, in den späten Vierziger-
und Fünfzigerjahren zu Tausenden. Sie hiessen Emma, Bertha oder Marie und kamen
aus Wilderswil, Urnäsch oder Bellinzona. Sie arbeiteten als Hausangestellte,
Kindermädchen oder Gesellschafterinnen in Liverpool oder London und auf Landgütern
von Adligen.
Sie gingen, obwohl die Medien warnten: vor dem britischen Wetter, vor dem
englischen Klassendünkel, vor unerwünschten Schwangerschaften. Ein Massenexodus
von Frauen, wie er in der Schweizergeschichte wohl kein zweites Mal vorkam.
Und wenn sie in England geblieben sind, dann fast immer deshalb, weil genau
das passierte, wovor sie so eindringlich gewarnt worden sind: Sie verliebten
sich, wurden schwanger, haben geheiratet.
Simone Müller erzählt elf beispielhafte Lebensgeschichten dieser Frauen,
die heute fast ganz aus dem öffentlichen Gedächtnis verschwunden sind. Und sie
erzählt auch von einer der grössten Repatriierungsaktionen der Schweiz, als
fast tausend Frauen zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zurückgeholt wurden.
Verlag: Limmat
Seiten: 256 S. Erscheinungsjahr: 2017 Ausführung: Fester Einband