Tißberger, Martina: Dark Continents und das UnBehagen in der weißen Kultur
Rassismus, Gender und Psychoanalyse aus einer Critical Whiteness-Perspektive
Rassismus, Psychoanalyse, Gender und
Postkoloniale Kritik
Mit Sigmund Freuds Allegorisierung weiblicher
Sexualität als dark continent verweist er unbeabsichtigt auf die Konfluenz von
'Rasse' / 'Primitivität' und Gender / 'Weiblichkeit' als konstitutive
Ausschlüsse von Subjekt und Kultur der Moderne. Whiteness und Phallus werden zum
Fetisch, 'Rasse' und 'Weiblichkeit' zum Vor-und-Außerhalb dieses Subjekts - zu
seinem Unbewussten. Aufgrund von Freuds ambivalenter Position als Jude in einer
antisemitischen und als weißer Mann in einer kolonialistischen und sexistischen
Gesellschaft hat seine Psychoanalyse das Potenzial, reaktionären als auch
revolutionären Zwecken zu dienen.
Martina Tißbergers Studie geht mithilfe
von Judith Butlers dekonstruktiver Lesart der Psychoanalyse queer durch ihre
Episteme der Frage nach, wie Rassismus und Sexismus
'unter die Haut' gehen und wie sie zu 'eingefleischtem Wissen' werden, das sich
gegen Aufklärung immunisiert. Ihre postkolonial-poststrukturalistische Kritik an
der psychoanalytischen Kultur- und Subjekt(ivierungs)theorie legt offen, welche
Bemächtigungsgeschichten in ihrem 'topisch' Unbewussten gespeichert sind. Mit
der Dynamik gegen die Topik liest sie das Unbehagen in der weißen Kultur und
argumentiert, dass die Nervosität des Weißseins, wenn der 'der verlorene
Referent spricht' - die Bemächtigungsgeschichte das Subjekt von Whiteness
heimsucht -, zum Ausgangspunkt für die Destabilisierung von Whiteness als
unbewusstem Kern des Rassismus gemacht werden soll.
Verlag: Unrast Verlag Seiten: 375 S. Erscheinungsjahr: 2013
Ausführung: Kartonierter Einband (Kt)