Die fünf besten amerikanischen Orchester hatten jahrzehntelang einen Frauenanteil
von insgesamt 5 Prozent. Beim Vorspielen vor den männlichen Jurys fielen die
Kandidatinnen regelmäßig durch. Offenbar sind Frauen die schlechteren Musiker.
Oder doch nicht? Als eine der Jurys nicht mehr sehen konnte, ob ein Mann oder
eine Frau spielte, stieg die Quote plötzlich dramatisch an. Alles, was es dazu
brauchte, war ein Vorhang.
Bei der Einstellung, bei der Beförderung, beim Gehalt - überall werden Frauen
massiv benachteiligt. Die Harvard-Professorin Iris Bohnet zeigt in ihrem brillanten
Buch What works, dass die Ursache dafür oft verzerrte Wahrnehmungen sind, die
unsere Entscheidungen auch dann beeinflussen, wenn wir fest glauben, dass wir
ganz objektiv sind. So wie die Jury überzeugt war, dass sie lediglich die musikalische
Leistung bewertet. Die Antwort auf dieses Dilemma liegt nicht in der Anpassung
der Frauen an männliche Verhaltensmuster oder im Appell an unsere Objektivität.
Wir können unsere Wahrnehmung nicht überlisten. Aber wir können mehr Vorhänge
aufhängen und die Spielregeln ändern. Das ist die revolutionäre Botschaft von
What works.
Verlag: Beck C.H. Seiten: 381 S. Erscheinungsjahr: 2017
Ausführung: Fester Einband