Sexualität als Politikum
Im 20.
Jahrhundert gab es drei "sexuelle Revolutionen", doch wie sexuelle Freiheit
aussieht, wissen wir immer noch nicht. Wir wünschen uns, dass die Masken fallen
und das Leben beginnt, doch das sexuelle Elend hält an. Volkmar Sigusch zeigt
zum ersten Mal im Zusammenhang, wie kritische Sexualwissenschaft politisch darum
kämpft, das sexuelle Elend zu mildern, Gewalt und Missbrauch zu verhindern,
Menschenrechte für alle Sexualitäten und Geschlechter zu installieren. Er macht
deutlich, welche Probleme nach wie vor oder neuerdings auf den Nägeln brennen.
Die Palette reicht vom Kindesmissbrauch durch Vertrauenspersonen wie Pädagogen
und Priester über die Lage der Homosexuellen zwischen Emanzipation und
Verfolgung bis hin zu Neosexualitäten wie Bisexualität,
Transsexualität,
Asexualität und nicht zuletzt dem ganz "normalen"
Liebesleben. Blicke zurück auf die 68er-Revolte und den Einbruch von Aids werden
flankiert von Blicken nach vorne auf Präparate wie Viagra und auf den
medizinisch begründbaren Gesundheitsgewinn gelebter Sexualität.