Literatur, Zeitgeschehen, Politik – diesen Themen nähert sich der Publizist und Männerschwarm-Verlagsgründer Detlef Grumbach in diesem Band aus schwuler Perspektive. Der Buchtitel ist einem Aufsatz entlehnt, den Grumbach über „Blinde Flecken einer heteronormativen Walser-Lektüre“ verfasst hat. Denn in Analysen von Martin Walsers frühen Werken wurden dessen schwule Charaktere – wie Edmund Gabriel in der Anselm-Kristlein-Trilogie – so lange übergangen, bis sie in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr auftauchten. Grumbach nimmt sie erstmals in den Fokus und fragt nach ihrer Bedeutung.
In den weiteren Beiträgen geht es um Werke homosexueller Autoren wie Friedo Lampe, Wolfgang Koeppen, Walter Vogt oder Christoph Geiser, aber auch um die „Schamlosigkeit“ im Werk von Ralf König. Einen Schwerpunkt bildet die Beschäftigung mit Klaus Mann, dessen „Der fromme Tanz“ wohl der erste selbstverständlich-schwule deutsche Roman war und der im Widerstand gegen die Nazis auch noch gegen die Schwulenfeindlichkeit der Linken kämpfen musste. So versammelt Detlef Grumbach in Den Schwulen lass hier mal weg zur eigenen Lektüre anregende Beiträge aus vier Schaffensjahrzehnten. Seine Aufmerksamkeit gilt dabei vor allem Schriftstellern, die mit ihren Arbeiten sensibel auf gesellschaftliche und politische Strömungen reagiert haben.