Altersklasse: 4+
Ein Mädchen sitzt auf einer Parkbank und wird gefragt ob man sich neben sie setzen oder von ihrem Schokoriegel abbeißen darf. Sie sagt zwar: "Nein", aber so leise, dass es ungehört bleibt. Als dann noch jemand fragt, ob er sie küssen dürfte, platzt ihr der Kragen, "Nein!" schreit sie dann aus vollem Hals.
Die ganz klare Botschaft des dünnen Büchleins ist, dass es nicht nur in Ordnung ist, "Nein" zu sagen und das mit ganzem Nachdruck und auch sehr laut, sondern dass dies absolut notwendig ist, die anderen sollen einen schließlich verstehen.
Der Klassiker der Präventivarbeit, wenn es um Gewalt gegen Kinder oder auch um sexuellen Mibrauch geht, hat seit Jahren nichts von seiner Anziehungskraft verloren.
Das Buch orientiert sich dabei am gängigen Mädchen-Opfer-Bild, auch wenn das nur aus den Illustrationen deutlich wird, denn im Text wird der Hauptfigur kein Geschlecht zugeordnet. Das Mädchen agiert hier anfangs schüchtern und ist völlig übberrascht, dass sie Erfolg hat als sie sehr laut wird.
Wie auch das wesentlich später entstandene "Kim darf stark sein" ist dieses Buch vordergründig auf Gewaltprävention (hier mit sexueller Ausrichtung) ausgerichtet, in beiden Fällen wehren sich die Mädchen nach anfänglicher Unsicherheit verbal. Sie werden selbstsicherer und können so als Vorbilder gelten.
Das Buch hat eine Besonderheit, die ich noch nicht von anderen Kinderbüchern kannte, die jeweils linke Seite bleibt weiß und leer, damit nichts ablenkt vom Bild und Text auf der rechten Seiten. Jede Einzelseite ist dabei als Situation konzipiert, über die ich mit Kindern ins Gespräch kommen könnte. Das Buch lässt sich aus meiner Sicht relativ schwer einfach nur durchlesen, man muss sich mit viel Zeit und Inbrunst in das Thema wagen. Um die Bedürfnisse der Kinder besser einschätzen zu können, würde ich das Buch nur kleinen Gruppen (weniger als 6) oder am besten in Einzelgespärchen behandeln wollen. Ich halte es für möglich, dass das Buch eventuell sogar Unsicherheiten, ich habe ja nicht nein gesagt, also bin ich selber Schuld, verstärken könnte.
Gemäß der Zielsetzung präventiver Arbeit, auf aktuelle Mißstände aufmerksam zu machen und Auswege aufzuzeigen, sind die Figuren klassischen Rollenbildern verhaftet. Ob das zeitgemäß ist, wage ich nicht zu beurteilen.
Rezension von Torsten Kühler
Auflage: überarb. A. Verlag: An der Ruhr Erscheinungsjahr: 2009 Ausführung: Fester Einband