Altersklasse: 2+
Leo Lionni erzählt die Geschichte von einem Kind, welches das kleine
Blau genannt wird. Eines Tages geht die Mutter vom kleinen Blau einkaufen
und bittet das Kind, im Haus zu bleiben und auf sie zu warten. Kaum ist aber die
Mutter aus dem Haus, schleicht das kleine Blau verstohlen hinaus, um seinen
besten Freund das kleine Gelb zu besuchen. Das Haus des kleinen Gelb,
welches gegenüber vom Haus der Blauen Familie stand, ist jedoch leer. Und so
läuft das kleine Blau durch die ganze Stadt und trifft an einer Straßenecke auf
das kleine Gelb. Beide freuen sich so sehr über das Wiedersehen, dass sie sich
herzlich umarmen und zu einer grünen Farbe vermischen. Sie spielen noch den
ganzen Nachmittag zusammen. Als sie schließen müde werden und, grün wie Gras, zu
Hause ankommen, erkennen die Eltern sie nicht mehr. Die beiden fangen so
bitterlich an zu weinen, dass sie sich wieder in ihre Grundfarben blau und gelb
teilen. Die Freude bei den Eltern ist so groß, dass sich alle in die Arme fallen
und dabei wieder ein grüner Fleck entsteht. Als die Eltern nun begreifen, was
geschehen ist, laufen sie zum Haus der Gelben Familie, alle umarmen sich und
sind wieder froh...
Leo Lionni ist es mit diesem Bilderbuch gelungen, das Thema Freundschaft in
einfacher Form bildlich darzustellen. Er schafft es, aus wenigen Papierstücken
ein Bilderbuch und eine Geschichte zu basteln. Das Haus der Familien Blau und
Gelb ist ein großes braunes Papierstück, das die Erde und damit die Basis der
Familie symbolisiert. Auf diesem Papierstück sind jeweils drei weitere
Papierstücke, ein großes längliches, ein rundes, und ein kleineres rundes
abgebildet. Die vollkommen abstrakten Darstellungen lassen dem Kind die
Möglichkeit, selbst das Geschlecht der Figuren zu bestimmen. Das Kind lernt
aufgrund der farblichen Gestaltung, dass sich die Farbe blau und die Farbe gelb
zu grün vermischen.
Wenn man Kindern dieses Bilderbuch zeigt, stellt
keines von ihnen die Frage, wer denn Mutter oder Vater auf dem Bild ist. Die
einzige Zuordnung erfährt der Betrachter auf der ersten Seite, als das Kind, das
kleine Blau, zu sehen ist. Der Betrachter bestimmt intuitiv die Rolle des
Geschlechts.
Lionni stellt über die Illustration die Gesetzmäßigkeit der Natur dar,
überlässt jedoch die Bestimmung des Geschlechts und somit der sozialen Rolle dem
Betrachter.
Ein Beispiel für Bilderbuchillustration, das sich hervorragend dafür eignet,
Vorurteile abzubauen sowie den Aufbau solcher zu verhindern.
Rezension von Antje Nickel
Verlag: Oetinger Friedrich GmbH
Ausführung: Fester Einband