Stekel, Wilhelm: Onanie und Homosexualität
"Das Geschlechtsleben des Menschen
beginnt vom Tage der Geburt und endet mit seinem Tode. Andere Forscher, die der
orthodoxen Freudschule angehören, wollen noch weiter gehen und auch dem Fötus
eine gewisse Sexualität zuschreiben. Ich will es nicht bestreiten, aber ich kann
es nicht bestätigen. Dagegen weiß ich aus eigener langjähriger Anschauung, daß
wir bisher über den Beginn des Geschlechtslebens falsch unterrichtet wurden.
Hieß es doch immer, beim normalen Menschen erwache die Sexualität erst in der
Pubertät. Wo das früher der Fall sei, da handle es sich um Ausnahmen und um
Zeichen psychopathischer Konstitution. Ich habe mich immer gewundert, daß die
Ärzte so wenig über das Sexualleben der Kinder wissen, da sie doch Gelegenheit
haben, es so gründlich zu beobachten und da sie nur an die eigene Jugend denken
müßten. ich kannte damals noch nicht die Phänomene der geistigen Skotome" und
des Nichtsehenwollens". Es hängt zuviel Persönliches an den sexuellen Dingen,
als daß alle Ärzte unbefangen urteilen könnten. So kommt es, daß sich
lächerliche Vorurteile als wissenschaftliches Edelgut durch Jahrhunderte
behaupten konnten, so kommt es, daß unbefangene Laien und erfahrene
Prostituierte noch heute einen Jünger Äskulaps in der Sexualogie unterrichten
könnten." [...]
Der Arzt und Psychoanalytiker Dr. Wilhelm Stekel
beschreibt in dem vorliegenden Band seine Untersuchungen und deren Ergebnisse
zur Homosexualität beider Geschlechter sowie der Onanie. Stekel vertritt die
These - und meint dies mit seinen Forschungen bestätigen zu können - die
Homosexualität sei eine heilbare Seelenkrankheit.
In seinem ersten Teil
dieses Werkes geht er ausführlich auf die Onanie ein. Er beschreibt unter
anderem die soziale Funktion und bringt Onanie und Neurose in einen
Zusammenhang.
Der Verlag der Wissenschaften verlegt historische Literatur
bekannter und unbekannter wissenschaftlicher Autoren. Dem interessierten Leser
werden so teilweise längst nicht mehr verlegte Werke wieder zugängig
gemacht.
Das vorliegende Buch ist ein unveränderter Nachdruck der
historischen Originalausgabe der zweiten Auflage von 1921.
Verlag: Verlag der Wissenschaften
Seiten: 540 S. Erscheinungsjahr: 2014 Ausführung: Kartonierter Einband (Kt)