Sacher-Masoch, Leopold Von: Die Liebe des Plato
Eine galizische Geschichte
Das Geschlecht zu wechseln, um dem
Geliebten zu gefallen, ist seit Shakespeare ein ergiebiger Gegenstand der
Literatur. Sacher-Masoch unterlegt das Motiv mit seiner eigenen Typologie der
Geschlechter, die auch der berühmten Erzählung Venus im Pelz zugrunde liegt: Die
Frauen sind zu wahrer Liebe nicht fähig. In "Venus im Pelz" ersetzt der Held
deshalb Liebe durch Unterwerfung, in "Die Liebe des Plato" entsagt der junge
Graf Tarnow vollständig der Liebe der Frauen und wird deshalb zum Gegenstand
einer raffinierten Täuschung. Schließlich spielt er wider besseres Wissen sogar
mit in diesem Spiel, da er seinen "Anatol" nicht verlieren will.
Michael
Gratzke hat mit viel Sorgfalt eine Neuausgabe dieser seit langem nicht mehr
lieferbaren Erzählung besorgt und kenntnisreich kommentiert. Aufgrund seiner
galizischen Wurzeln verkörpert Sacher-Masoch eine literarische Tradition, die im
modernen Europa verschüttet ist. So ist vor allem eine zauberhafte Prosa
wiederzuentdecken, die den Leser auf ihre eigene Weise in die Welt schneidiger
Offiziere, rauschender Ballkleider und flackernder Kerzen entführt.
Verlag: Maennerschwarm
Seiten: 111 S. Erscheinungsjahr: 2012 Ausführung: Kartonierter Einband (Kt)